Musica Sacra über Lars David Kellners Harmoniumgesamtwerk von Max Reger
Musica Sacra (10/2024)
Max Regers Gesamtwerk für Orgel ist schon verschiedentlich auf CD eingespielt worden, ebenso sämtliche Klavierwerke, das geistliche Gesamtwerk, alle Werke für Violine und Klavier usw. Jetzt also – sozusagen im Nachklang zum Max-Reger-Jahr 2023 – auch sein Gesamtwerk für Harmonium, größtenteils als Ersteinspielung.
Um es vorweg zu sagen: Regers ›echtes‹ Harmonium-Gesamtwerk beschränkt sich eigentlich auf nur zwei kleine Werkchen: eine Romanze a-Moll (WoO st/11) und eine Fughette a-Moll (WoO st/18). Aber – so legt es Stefan König in seinem lesenswerten Booklet-Text kundig dar – Reger hatte zeitlebens durchaus eine enge Verbindung zum Harmonium, sodass in diesem Umfeld etliche weitere Werke entstanden, die ein umfassendes Gesamtbild von Regers ›Harmonium-Klang‹ vermitteln. Neben zwei eigenen Bearbeitungen seiner Orgelstücke Invocation (aus der Sonate op. 60) und Benedictus (aus op. 59) legte Reger 1898/99 eine Sammlung »ausgewählter Stücke klassischer und moderner Meister für Harmonium bearbeitet« an. Weitere Harmonium-Bearbeitungen seiner Werke entstanden in eigenem Auftrag durch seinen Vater Josef Reger (Zwölf ausgewählte Lieder) und Karl Kämpf (1874–1950) (Dreißig kleine Choralvorspiele op. 135a).
Dass die Expressivität des Harmoniumklangs Regers Musik sehr entgegen kommt, davon kann man sich vor allem bei den auf der ersten CD enthaltenen weltlichen Werken überzeugen. Sie sind teilweise auf der »Hofberg-Orgel« aus Regers eigenem Besitz (heute im Max-Reger-Institut Karlsruhe) eingespielt, was der Aufnahme eine hohe Authentizität verleiht.
Andere Werke sind wiederum auf einer Orgue-Célesta von Mustel eingespielt, die als Druckwindharmonium den Werken große Farbigkeit verleiht. Das dritte verwendete Instrument, ein Mannborg-Saugwindharmonium (Stil 46), kommt vor allem auf der zweiten CD mit den geistlichen Werken zum Einsatz und kann mit seinem dunklen Klang seine Qualitäten vor allem in den ausladenderen, hochexpressiven Klanggemälden entfalten (...).
Der Interpret Lars David Kellner erweist sich als absolut versierter Harmoniumspieler, der die besonderen Spieltechniken des Instruments mit selbstverständlicher Leichtigkeit beherrscht und voll auszuschöpfen weiß. Einmal mehr zeigt sich mit dieser Einspielung, dass das Harmonium ein eigenständiges Instrument (und nicht nur ›Orgelersatz‹) ist, das auch eigentlich Bekanntem neue Klangdimensionen erschließen kann.
— Gabriel Isenberg, Musica Sacra (10/2024)