Rachmaninoff: 2 Moments musicaux, Op. 16
Sergei Rachmaninoff liebte das Land - und ganz besonders sein Land: das Landgut der Rachmanioffs in Iwanowka mit dessen schier unendlich weiten Feldfluren. Im Eindruck dieser Landschaft entstanden auch die berühmtesten Werke des Komponisten.
Doch die Idylle währte nicht allzu lange: In den Wirren der Oktoberrevolution sahen sich Sergei Rachmaninoff und seine Familie gezwungen, Russland bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu verlassen. Im Dezember 1917 bekam er eine Einladung von einem schwedischen Konzertmanager, in Stockholm aufzutreten (1). Er nahm sie sofort an und bezeichnete diesen günstigen Umstand später als eine „Gnade Gottes“.
Am 22. Dezember 1917 verließen er, seine Frau und die zwei Töchter Sankt Petersburg mit dem Zug bis zur finnischen Grenze, von wo aus sie ihre Reise teilweise auf offenem Schlitten fortsetzten. Sie nahmen nur das mit, was sie in ihren kleinen Koffern verstauen konnten (2).
Nach der Konzerttournee ließen sich die Rachmaninoffs 1918 in den Vereinigten Staaten nieder und Sergei nahm schließlich auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an. „Dies ist der einzige Ort auf der Welt, an dem ein Mensch für das, was er ist und was er tut, respektiert wird, und es spielt keine Rolle, wer er ist und woher er kommt.“ (3)
Schon in der ersten Konzertsaison im Ausland (1918/19) waren Stücke aus dem Moments musicaux op. 16 regelmäßiger Bestandteil von Rachmaninoffs Rezitalen (4). Eine leidenschaftliche Lyrik zeichnet die beiden hier vorgestellten Moments aus. Das erste Stück wird auch als eine Art Klagelied (Lamento) verstanden.
1 Norris, Geoffrey: Rakhmaninov, 1976, S. 54
2 Bertensson, S. & Leyda, J.: Sergei Rachmaninoff – a lifetime in music, 2001, S. 206-207, 379
3 Cunningham, R.: „Sergei Rachmaninoff: A Bio-bibliography“, 2000
4 www.rachmaninoff.org
Aufnahme: Haar, Steinway D #579261.
Lars David Kellner (Klavier).